Chronik zu den letzten Kriegs- und Nachkriegstagen Waldenburgs/Sachsen
Am 13. April vor 77 Jahren fand der letzte Krieg in Waldenburg sein Ende, über das Zeitzeugenberichte absolute Raritäten darstellen. "Freitag, der 13. April 1945 war ein schwarzer Tag", hielt der spätere Bürgermeister Paul Meinhold (im Amt 13. April bis 1. Juli 1945, mit Unterbrechung vom 15. Mai bis 1. Juni) in einem dieser seltenen Berichte fest, den er am 1. September 1945 verfasst hatte. Dieses Juwel städtischer Geschichte trägt den Titel "Waldenburg in Zeiten des Umsturzes" und umfasst 42 auf Schreibmaschine abgefasste Seiten. Meinhold hatte die letzten Stunden des Krieges im Rathaus verbracht und die Geschehnisse minutiös dokumentiert. Dazu gehört auch eine ihn verstörende Begebenheit: "Gegen 14 Uhr waren auf dem Marktplatz etwa 1.100 Konzentrationshäftlinge, teils zu Fuß, teils per Lastkaftwagen angekommen. Sie wurden aus der „Hasag“ in Altenburg entlassen und von der SS bis hierher befördert. Der Markt bot für künftige Stunden ein Bild des Grauens."
Ebenfalls berichtet er von seiner Ernennung als Bürgermeister durch Leutnant Ernest Henry Rosasco (1907–1985) von der amerikanischen Besatzungsmacht. Nachdem die amerikanischen Truppen Waldenburg am 28. Juni 1945 verließen, übernahm die Rote Armee das Kommando in der Stadt. In den nun schlagartig veränderten Verhältnissen
wurde Meinhold nur wenige Tage später seines Amtes enthoben.
Von der etwas später, nämlich am 1. September 1945, verfassten Schrift existieren mindestens zwei weitere Durchschläge. Einer befindet sich im Kreisarchiv Zwickau, ein anderer wurde dem Museum-Naturalienkabinett unlängst aus Privatbesitz vorgelegt. Inwiefern diese Schrift Meinholds die Rezeption der letzten Kriegstage in Waldenburg beeinflusste, lässt sich derzeit kaum einschätzen.
Material & Technik
Schreibmaschine auf Papier
Verfasst
01.09.1945