Urne
Bauchige Urne auf vier kugeligen Füßen aus Liegnitz in Schlesien mit Leichenbrand aus der Linck-Sammlung. Die Urne stammt aus der Bronze- oder Eisenzeit (ca. 1300 bis 600 v. Chr.) und ist ein typisches Objekt für Urnenfriedhöfe aus dieser Periode. Auffällig sind einerseits die Reste von Asche und Knochen, über die nicht zu entscheiden ist, ob sie menschlich und original oder von den Lincks zur "Dekoration" neu eingefüllt wurden. Andererseits verweist ein umlaufend aufgemalter Sinnspruch aus dem Barock auf den Repräsentationszweck des Objektes. Auf dem schwarzen Untergrund ist in weißer Tusche zu lesen: „Sterblicher Mensch! (Sihe) diese[s] Irdene, u(nd) zerbrechl. Gefäß …[als Abbild?]… / deines Ird(enen) und zerbrechl. Leib[es?] (u)nd Du darinnen / Asche, und Todten=Knochen, als ein Exempel alle(n) Elendes an; Welche v(on) Menschen, / Derer …[Glaube, von?]… Gott nichts gewust, mehr Viehisch, / Als Menschl. war. Sie hielten ein leblos(e)s Holtz, und einen stummen Stein vor ihren Gott, / Darum sind Sie anietzo des Anschauens des allein wahren Gottes / Auf ewig beraubet; Das Irdische Feue(r) …[, welches?]… in der Zeit der Vergänglichkeit diese vergänglichen / Menschen in Staub und Asche verwandelt, war ein Vorbild. / Des ewig brennenden Feue(rs) so da ihrer …[?]ien Unsterblichkeit ist. Darumb, weil du noch lebest, / so laß deine Sorgen, ehe du zeitl. stirbest, auf das Unsterbl. gerichtet seijn; / Damit, wenn du gleich gestorben, nach dem Tode, in frölicher Hoffnung von einem besseren Leben, / ewig leben mögest.“ Dieser Sinnspruch ist in ähnlicher Weise auch auf anderen Töpfen dokumentiert.
In der barocken Linck-Sammlung wurde das Stück in die "Kunstsachen" eingeordnet, als ein von Menschen geschaffenes Gefäße. Belegt im Linck-Index III (1787), S. 94, Nr. 1: "Urna sepulcralis major nigricans. s. ossuarium. Ein großer schwärzlicher Todtentopf, mit Todtenknochen angefüllet, aus Lignitz in Sachsen (aufgest. No. 1)"
Material & Technik
Ton / sekundär mit Tusche(?) bemalt; Leichenbrand aus Asche und Knochen
Maße
Höhe: 23 cm; Durchmesser: 28,5 cm
Hergestellt
1300-600 v. Chr.
Gefunden
Vor 1787
Bemalt
16.-17. Jahrhundert