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Linck-Sammlung - Barocke Netzwerke und materielle Kultur

Die in Leipzig durch die Apotheker-Dynastie Linck um 1670 begründete Linck-Sammlung gehört heute zu den ältesten und in einem erstaunlichen Umfang erhaltenen Universalsammlungen des Barock. Bis heute zählen zu ihr rund 10 000 Einzelobjekte, Gruppen und fast geschlossen überlieferte Sammlungsbereiche von Herbaren über eine Nasspräparatesammlung, eine pathologisch-anatomische Sammlung, hunderten Fossilien, Mineralien und archäologische Stücke, eine Sammlung von Artificialia bis hin zu einer barocken Graphiksammlung. Zu den Forschungsbestrebungen des Naturalienkabinetts gehört die Erforschung der Linck-Sammlung vor den aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen der Frühen Neuzeit und materiellen Kultur. Schwerpunkte bilden hierbei die Rückbindung der Stücke zur barocken Messe-, Buch- und Universitätsstadt Leipzig, sei es hinsichtlich der Strategien, Zufälligkeiten und/oder kultur- und wissenschaftsgeschichtlichen Umstände ihres Erwerbs für die Linck-Sammlung sowie ihrer damaligen Be- und Ausdeutungen, sei es in Bezugnahme zu anderen Sammlern und Sammlungen oder lokalen Institutionen.

 

Kooperation mit Stadtarchiv Leipzig und der Universität Leipzig

Tagung "350 Jahre Leipziger Linck-Sammlung"

Die Leipziger Apothekerfamilie Linck trug seit dem ausgehenden 17. Jh. eine umfangreiche Naturalien- und Raritätensammlung zusammen, die im 19. Jh. nach Waldenburg verkauft wurde und dort bis heute zu besichtigen ist. Als Zeugnis der reichen Leipziger Sammlungskultur stand die Sammlung im Zentrum einer Tagung, die das Museum Naturalienkabinett Waldenburg, das Stadtarchiv Leipzig und die Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Leipzig am 1.12.2021 veranstalteten. 

Als eines von zahlreichen Kabinetten im Leipzig des 17. und 18. Jahrhunderts avancierte das Kabinett zu einem Ort zentraler gesellschaftlicher Relevanz und zur Keimzelle moderner Museen: Es war Experimentier- und Diskursort über das Wissen um die Welt, Begegnungsraum der 'Alten Welt' mit der 'Neuen Welt' und dem Fremden sowie städtischer Lernort für Akademiker, 'Dilettanten' und ein sich allmählich herausbildendes und partizipierendes öffentliches Publikum. Zum 350-jährigen Bestehen der Linck-Sammlung richtete sich der Fokus auf die besonderen Voraussetzungen und Netzwerke, die Leipzig als überregional bedeutsame Universitäts-, Messe- und Buchstadt für die Sammlungsgenese bot. Unter Einbezug einschlägiger historischer Quellen verstand sich die Tagung außerdem als wissenschaftliche Bestandsaufnahme und fragte nach weiterführenden Perspektiven zur Erforschung dieser einzigartigen Sammlung.

 

Der Tagungsband erscheint im August 2024 und wird im Stadtarchiv Leipzig öffentlich präsentiert.

Detail eines Briefes, der von Johann Heinrich Linck d.Ä. unterschrieben ist
© Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg

Eine Kooperation von

Die drei Logos des Stadtarchivs Leipzig, der Universität Leipzig und dem Museum - Naturalienkabinett Waldenburg

Kooperation mit dem Grünen Gewölbe

Barocke "Glasflüsse"

Von hoher Forschungsrelevanz für die barocke Glasproduktion in Deutschland sind einzelne Glasarbeiten aus der Linck-Sammlung, die teilweise in Kooperation mit anderen Institutionen untersucht wurden. Gemeinsam mit dem Grünen Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Helmholtz-Zentrum in Dresden-Rossendorf wurde die Zusammensetzung der Waldenburger "Glasflüsse" (auch: Rubinflüsse) mittels zerstörungsfreier Glasanalyse PIXE/PIGE bestimmt. Laut Angaben im historischen Sammlungsverzeichnis von 1786 sollen diese teilweise in Facettschliff bearbeiteten, teilweise aber auch "rohen Glasflüsse" aus der Rubinglasproduktion des Alchemisten Johannes Kunckel (1630-1703) stammen. Aus eben dieser Quelle stammen mehrere, mit Metalloxiden gefärbte Bechergläser in der Linck-Sammlung: Anhand von Messwerten zur Zusammensetzung konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass sie aus der frühen Experimentalzeit Kunckels auf der Pfaueninsel stammen und in die Zeit um 1690 einzuordnen sind.

Die Materialanalyse der "Glasflüsse" sollte einerseits Sicherheit über die Zusammensetzung geben und andererseits erhärten, ob sie tatsächlich der Werkstatt Kunckels zugeordnet werden können und zur wertvollen Gruppe der Rubingläser gehören. Einige "Glasflüsse" entpuppten sich als einfaches Glas (Tripletten), das eigentlich farblos ist und nur mittels farbiger Folien gefärbt erscheint. In anderen Stücken konnten dagegen zweifelsfrei Goldpartikel nachgewiesen werden, die eine Provenienz aus der Glaswerkstatt Kunckels nahe legen.

Kooperation mit der TU Bergakademie Freiberg

Barocke Glasflitter

Eine Kooperation mit der TU Bergakademie Freiberg, Lehrstuhl für Mineralogie, untersuchte sogenannte Glasflitter bzw. farbige Glasplättchen des 18. Jahrhunderts aus der Linck-Sammlung auf ihre Entstehungszusammenhänge und die farbgebenden Ionen- Glasflitter wurden seit dem 17. Jahrhundert als reflektierendes Material bei Farbfassungen etwa an Architekturelementen, als Zusatz in Malmaterialien oder als veredelndes Element im kunsthandwerklichen Bereich genutzt. Oft handelte es sich hier um Importware aus Frankreich oder Italien. Aber auch in Sachsen wurde das Wissen um moderne Technologien und die Materialien der Region immer wichtiger, um diese Stoffe aus der eigenen Glasproduktion zu gewinnen. Den bekanntesten Bestand dieser Art bildet ein historischer Sammlungsschrank des Chemikers Giovanni Francisco Vigani (ca. 1650-1712), der im Queens College in Cambridge aufbewahrt wird. In Waldenburg hat sich offenbar das europaweit größte Konvolut an historischen Glasflittern erhalten. 

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